Hallo Modellbahnfreunde.

Wie wohl viele von Euch wissen habe ich mich in meinem Leben mit 2 Dingen beschäftigt, das war einmal mein Beruf und zum anderen meine Modelleisenbahn. Meine Modellbahn ist Euch ja nicht ganz unbekannt, aber was wißt Ihr über meinen Beruf ?? Ich bin ein Einzelhandelskaufmann in der Tabak Branche, der seinen Beruf von Grund auf gelernt hat. Im Jahr 1963 kam ich in die Lehre bei dem Filialunternehmen Krüger & Oberbeck aus Hannover in die Filiale Duisburg I. Es gab zu der Zeit insgesamt 4 Filialen in Duisburg und in "meiner" Filiale gab es den Filialleiter, einen 1. Verkäufer und ich als Lehrling, auch Stift genannt.

In der 2 Hälfte des 2. Lehrjahres wurde ich von der Zentrale in Hannover gefragt ob ich bereit wäre länger zu arbeiten als es vorgeschrieben war, denn ich sollte den 1. Verkäufer ersetzen, der einen eigenen Laden in Krefeld übernehmen wollte. Natürlich habe ich ja gesagt denn ich bekam auch mehr Geld. Im ersten Jahr nach der Lehre waren 360 DM Tarif und diesen Betrag bekam ich dann schon Mitte des 2. Lehrjahres. Im Jahr 1968 bekam ich da Angebot nach Kamp-Lintfort zu wechseln um da in einigen Jahren das Tabakwaren Fachgeschäft zu übernehmen und ich habe das Angebot auch angenommen, denn wo hätte ich sonst als junger Spund von 20 Jahren 1.500 DM pro Monat verdienen können. Die Übernahme des Ladens geschah  dann im Jahr 1972 und mit 24 Jahren war ich mein eigener Herr.

Im Jahr 1986 mußte ich den Laden leider schließen, denn die Stadt hatte mir meine wichtigste Einnahmequelle, die Bushaltestellen vor der Türe genommen. Das bedeutete für mich ein Umsatzverlust von fast 50 % und auch das Finanzamt wollte nach einer Steuerprüfung 96.000 DM von mir haben. Nur konnte das nicht stimmen und da mein Steuerberater auch noch Einspruchsfristen vergessen hatte, hatte ich jede Woche den Mann mit dem Kuckuck vor meiner Wohnungstür in Moers stehen. Nach einiger Zeit stellte sich dann heraus das mein Berater Fehler gemacht hatte und ich bekam vom Finanzamt noch 1.800 DM heraus.

Nun möchte ich Euch einige Bilder von meinem Laden zeigen, denn ich machte etwas was es damals nur ganz selten gab, nämlich ein Proberauchen von Pfeifentabak und Zigarren, und das nannte ich Tabak-, bzw. Zigarrenbar. Die Industrie stellte mir das benötigte Material gerne kostenlos zur Verfügung und auch mein Schaufenster war dann immer auf die entsprechende Aktion dekoriert.

mein Vater beim Nachfüllen der Ware

dieser Jungspund bin ich

meine Mutter an der Tabakbar

meine Verkäuferin, sie war ca. 5 Jahre älter als ich unc sie müßte heute wenn sie was ich hoffe noch lebt über 80 Jahre alt sein

mein Schaufenster

Nach dem ich meinen Laden schließen mußte und nein ich war nicht pleite, ich habe vorher noch die Reisleine gezogen, war ich einige Monate arbeitslos und da ich vorher selbstständig war bekam ich natürlich auch kein Arbeitslosengeld sondern ich mußte zum Sozialamt gehen und da bekam ich dann 120 DM im Monat als Beihilfe zum Lebensunterhalt und ich war damals froh das ich noch bei meinen Eltern wohnte. Nach ca. 6 Monaten bekam ich dann eine neue Stelle als Filialverwalter in Essen vor dem Rathaus auf dem Porscheplatz. Die Arbeitszeiten waren allerdings unterirdisch, nämlich von 7 Uhr bis 18:30 Uhr ohne Mittagspause und Samstags von 8 Uhr bis 14 Uhr. Es war leider kein Laden sondern eine begehbare Trinkhalle. Im Sommer schmolz man vor Hitze fast weg und im Winter war es Schweine kalt, denn es gab da nur eine Fußbodenheizung und die war noch sehr schlecht. Nach ca. 8 Jahren, hatte sich der Geschäftsführer mit dem Geld aus dem Staub gemacht und ich hatte aber das Glück eine neue Stelle in Bochum zu bekommen.

Hier noch einige Bilder aus Essen

Im Jahr 1996 bekam ich nach der Pleite in Essen eine Stelle bei der Firma Geber aus Minden in der Filiale im Bochumer Privat Kaufhaus Kortum, wo Geber die Tabakwarten/Lotto Abteilung führte. Ich mußte erst noch eine Lotto Schulung in Münster machen, da die Lottostelle immer auf den Namen des Filialverwalters lief. Dort war ich dann noch 3 Jahre bis das die  Filiale verkauft und wir alle und das waren 2 Aushilfen und ich als der Filialverwalter entlassen wurden. Meine Arbeitszeit betrug damals laut Vertrag 35.5 Stunden in der Woche, aber unter 60 Stunden ging es leider nie und das ohne einen Ausgleich. Aus dem Grund bin ich nach der Entlassung auch noch vor das Arbeitsgericht gegangen und konnte noch 10.000 DM Abfindung rausholen.

Im Jahr 2001 bekam ich einen schweren Herzinfarkt und auf der Intensivstation noch 2 x einen Herzstillstand und einen Schlaganfall. Nach ca. 5 Monaten ging es mir nach einer Bypass Op wieder einigermaßen gut, aber ich war zu 80 % Schwerbehindert und damit gab es auch keine neue Stelle mehr. Ich war dann bis zu meiner Rente Arbeitslos. Leider habe ich nach dem das Arbeitslosengeld ausgelaufen war keinerlei Einnahmen mehr und war voll auf meine Frau angewiese.

So Leute jetzt kennt Ihr mein ganzes Arbeitsleben und ich war und bin stolz auf meinen Beruf und auch auf die heute so verunglimpfte Branche. Tabak war und ist mein Leben.